Ich bin ein Typ, der gerne allein ist.
Die längste Zeit bin ich davon ausgegangen, dass es etwas Gutes ist.
Ich habe immer wieder andere Menschen in meinem Umfeld gesehen, die es nicht konnten.
Ihnen ist die Decke auf den Kopf gefallen.
Sie brauchten Ablenkung, um nicht allein zu sein.
Um nicht mit sich allein zu sein.
Ich hatte kein Problem damit.
Im Gegenteil.
Ich habe nach diesen Gelegenheiten Ausschau gehalten.
Seit ich zurückdenken kann, war ich in Beziehungen.
Ich hatte keine Single Phase.
Von einer Langzeitbeziehung in die Nächste.
Es gab nie eine Zeit, in der ich nur für mich war.
Wenn ich dann mal Zeit allein verbringen wollte, war es immer ein schmaler Grat, weil die meisten Gelegenheiten auf Feiertage fielen.
Es war nicht unüblich, dass ich mich auf ein sturmfreies Weihnachtsfest gefreut habe und reichlich Gegenwind dafür bekam.
„Wie? Du willst Weihnachten allein verbringen?“
Ich habe diese Zeiten geliebt.
Und heute weiß ich auch, warum.
In dieser Zeit musste ich es niemanden recht machen.
Denn das war ein Muster, dass ich als unbewusster Nice Guy gut drauf hatte.
Wenn ich allein war, konnte ich sein, wie ich bin.
Ich musste nicht manipulieren und darauf achten, dass alle glücklich sind oder es immer schön harmonisch bleibt.
Es war ein spannendes Erwachen, als ich das erkannte.
Falls du auch gerne allein bist, weil du dann deine Ruhe hast, könnte es sein, dass auch du versuchst es allen recht zu machen.
Möglicherweise bist du sogar ein Nice Guy, ohne es zu wissen.
So oder so …
Es ist ein Problem, wenn du versuchst, es allen recht zu machen.
Vor allem, wenn du dich dabei immer hinten anstellst.
Oder du es nur tust, um deine unbewussten Bedürfnisse zu befriedigen.
Es allen recht zu machen, ist angelerntes Verhalten
Ich habe meinen Vater meine gesamte Kindheit dabei beobachtet, wie er Situationen geschaffen hat, um allein zu sein.
Um seine Ruhe zu haben.
Das wurde besonders deutlich, wenn der Haussegen schief hing oder es unharmonischer wurde.
Parallel dazu war ich die meiste Zeit bei meiner Mutter, großen Schwester oder Oma.
Die Kombination aus wenig männlicher Energie und viel weiblicher Energie hat Eindruck hinterlassen.
Als Kind (und noch bis ins Erwachsenenalter) habe ich mir komische Geschichten dazu erzählt.
Die letzten Jahre konnte ich zum Glück herauszoomen und sehe die Dinge, wie sie waren.
Ohne sie zu bewerten oder an den alten Geschichten festzuhalten.
Meine Eltern hatten ihre eigenen Päckchen zu tragen und definitiv das Beste daraus gemacht.
Was ich für mich jedoch mit genommen hatte, war:
- Achte darauf, dass alles immer schön harmonisch ist, sonst fühlt es sich Scheiße an.
- Wenn die Harmonie flöten geht, such das Weite (Flüchte).
- Zeit heilt alle Wunden. Du musst es einfach nur aussitzen oder ignorieren. Im Zweifel mach einfach eine Zeit lang das (von dem du glaubst), was von dir verlangt wird (die Erwartung ist).
Ich gebe zu. Die Strategie ist ausbaufähig.
Ein paar Nebenwirkungen dieser Strategie sind:
- Du wirkst unattraktiv oder ziehst nur die Partner an, die deine Muster bedienen (keine optimale Beziehungsvoraussetzung).
- Männer nehmen dich nicht ernst und du wirst tendenziell eher ausgenutzt (so können auch keine echten Freundschaften entstehen – du bleibst eher Einzelgänger, oder oberflächlicher Kumpel).
- Du verbiegst dich, um es anderen recht zu machen und stellst dich immer hinten an, was sich extrem unbefriedigend anfühlt (und der Grund dafür ist, dass du lieber allein bist).
- Du manipulierst und gehst in die Opferrolle, um die Muster der anderen zu triggern (was von oben betrachtet in einer riesengroßen Shitshow endet, weil alle im Dramadreieck hängen).
Das Fazit? Es ist Verlernen angesagt!
Und das ist die gute Nachricht.
Du kannst deine antrainierten Muster verlernen.
Die schlechte Nachricht?
Es nervt.
Stell dich schon einmal auf reichlich Wachstumsschmerzen und Aufschieberitis ein.
Alles so zu belassen, wie es ist, ist jedoch keine Alternative.
Zumindest dann nicht, wenn du …
- dir mehr Selbstbewusstsein wünschst
- respektiert werden möchtest
- deine Produktivität steigern willst
- einfach mehr Zufriedenheit spüren möchtest
Du kannst nicht glücklich sein, wenn du vorgibst, jemand anderes zu sein, oder wenn du so lebst, wie du denkst, dass andere dich haben wollen.
Wenn du aufhörst, es allen recht zu machen und dich zu 100 Prozent selbst verwirklichst, wirst du dich dagegen großartig fühlen.
Auch mit dem Gegenwind, der dir dann gelegentlich ins Gesicht bläst.
Du kannst nicht einfach du selbst sein
Es liegt einfach zu viel psychischer Ballast, auf deinem natürlichen, lebendigen, selbstbewussten Selbstbild.
Um dein authentisches Selbst zu sein, musst du dein Selbstbild befreien, einschränkende Glaubenssätze auflösen, destruktive Gewohnheiten ablegen und herausfinden, was dir im Leben wichtig ist.
Wenn du die Texte hier auf Male Potential regelmäßig liest, müsste dir auffallen, dass es sich immer wieder um die gleichen Dinge dreht, die dein Leben verbessern werden, wenn du deine Aufmerksamkeit darauf lenkst.
Folgende Dinge musst du dir genauer anschauen, wenn du damit aufhören möchtest, es anderen die ganze Zeit recht zu machen.
- Werte und Prinzipien
- Ziele und Umsetzung
- Integrität und Verantwortung
1) Werte und Prinzipien
Du musst mit deinen Werten im Einklang leben.
Wenn du immer wieder gegen deine Werte lebst, fühlst du dich miserabel.
Das Problem dabei ist, dass die meisten Männer ihre Werte überhaupt nicht bewusst haben.
Deswegen ist es das Erste, was du tun solltest.
Mach dir deine Werte bewusst.
Damit du erkennst, ob und wann du gegen sie lebst.
Deine Werte sind das, was dir im Leben am wichtigsten ist.
Deine Werte sind die Grundsätze, Prinzipien und Einstellungen, die dein Verhalten bestimmen.
Wenn du mit deinen Werten immer wieder nicht im Einklang bist oder Dinge tust, die nicht mit deinen Werten übereinstimmen, kreierst du immer wieder Situationen in deinem Leben, die dich von deinen Zielen entfernen.
Wenn du dir deine wichtigsten Werte nicht bewusst machst, kannst du langfristig nicht erfolgreich und glücklich sein.
Und das Ganze ist ein Prozess.
Sobald du anfängst, dich mit deinen Werten zu beschäftigen, werden sie klarer.
Es ist ein wenig, wie bei einer Zwiebel, bei der du dich Schicht für Schicht nach vorn arbeitest.
Hier ist eine Liste, die dir als Inspiration dienen kann:
Schreib dir aus diesem PDF sieben bis zehn Werte heraus.
Achte darauf, welche Werte dich beim Lesen anziehen.
Unterscheide hier jedoch, ob es eine innere Anziehung und ein direkter Bezug ist oder etwas, von dem du glaubst vor anderen gut dastehen zu können.
Es ist gut, dir über deine Werte klar zu werden, um äußere Einflüsse via Gesellschaft, Familie, Religion, Medien, Freunden u.s.w. loszuwerden.
Deine Werte sollten ausschließlich deine eigenen sein.
Achte darauf, dass es keine Werte sind, von denen du glaubst, dass du sie in den Augen anderer haben solltest.
Lege Wert auf das, was du für dein Leben als wichtig erachtest und sinnvoll hältst.
2) Ziele und Umsetzung
Verfolgst du deine eigenen Ziele oder die Ziele anderer?
Hier ist es das Gleiche, wie mit den Werten.
Wenn du dir nicht klar darüber bist, welche Ziele du verfolgst oder du keine Vision für dein Leben hast, wirst du an den Zielen anderer arbeiten.
Damit ist Unzufriedenheit und Erfolglosigkeit vorprogrammiert.
Ohne eine Vision und Ziele steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass du dich durchs Leben treiben lässt.
Es fehlt der Antrieb, weil es nichts gibt, was dich antreibt.
Das ist der Hauptgrund, warum ich immer wieder darüber schreibe, dass jeder Mann sein eigenes Ding machen muss.
Im Idealfall beruflich, aber auf jeden Fall als Seit-Projekt.
Du kannst zu anderen nicht Nein sagen, wenn du nicht weißt, wo dein Weg hingeht oder wo deine Prioritäten liegen.
Eine Vision, mit passenden Zielen, die deine Werte einbezieht, ist unfassbar mächtig.
Du erhältst dadurch nicht nur Klarheit darüber, wo es für dich und dein Leben hingeht, sondern kannst diesen Weg auch kommunizieren.
Du kannst für deinen Weg einstehen.
Das Spannende ist, wie viel Respekt und Ansehen du erhältst, von Frauen und Männern, wenn du genau sagen kannst, wofür du gehst.
Aber verstehe mich richtig. Das sollte nicht die Intention sein, warum du es tust.
Es soll dich eher darin bestärken, genau das zu tun.
Dieser Prozess liefert dir auch unglaublich viele Antworten.
Du weißt, welche Fähigkeiten du entwickeln darfst und wo deine Prioritäten liegen müssen.
Das hilft dir dabei, zu diesen Dingen ja zu sagen.
Und im Umkehrschluss Nein zu allem anderen.
3) Integrität und Verantwortung
Sobald du deine Werte, Vision und Ziele für dich klar hast, darf deine alte Identität sterben.
Du musst ein neuer Mensch sein.
Die zwei wichtigsten charakterlichen Eigenschaften, die du als Mann, der seinen eigenen Weg geht, leben kannst, sind Integrität und Verantwortung.
Beides ist auf der Seins-Ebene.
Du bist verantwortlich und du bist integer.
Den folgenden Satz kennst du bestimmt.
„Du musst Verantwortung übernehmen.“
Falls du dich jemals gefragt hast, warum du nach diesem Satz niemals Verantwortung übernehmen konntest, wofür auch immer es war, kennst du jetzt die Antwort.
Verantwortung ist nichts, was du tust – Es ist etwas, was du bist.
Und du wirst niemals etwas tun, wenn du es vorher nicht bist.
Deswegen muss diese Veränderung auch auf Identitätsebene stattfinden.
Wenn du ein verantwortlicher Mensch bist, wirst du automatisch für alles in deinem Leben verantwortlich sein.
Das Gleiche ist es mit Integrität.
Wenn du integer bist, wirst du dein Wort dir, deinen Werten, deiner Vision und deinen Zielen gegenüber halten.
Du wirst tun, was du sagst.
Walk the Talk.
Dein authentisches Selbst zu sein, erfordert Zeit und Aufmerksamkeit, wegen der ständigen und ungünstigen Konditionierung.
Du darfst dich täglich aufs neue dafür entscheiden.
Täglich deine Aufmerksamkeit auf deine Werte, Vision und Ziele lenken.
Und auf das, wer du dafür sein darfst.
Erstelle ein Leitbild für dein Leben
Was ist ein Leitbild?
Ein Leitbild ist ein schriftliches Dokument (in einem Notizbuch oder Online-Editor), in dem dein Lebenszweck, deine wichtigsten Werte, deine größten Stärken, deine wichtigsten Ziele und generell alle anderen Grundsätze, nach denen du leben möchtest, aufgeführt sind.
Es hilft dir dabei, dir täglich die Dinge bewusst zu machen, die dir wichtig sind.
Ohne ein Leitbild steigt die Gefahr, dass du wieder in den Reaktionsmodus zurückfällst und damit beginnst, es allen recht zu machen.
Und wir leben in einer Zeit, in der alle um deine Aufmerksamkeit kämpfen.
Du bist, wo deine Aufmerksamkeit ist.
Achte darauf, dass du sie auf die Dinge lenkst, die du in deinem Leben möchtest.
Hier ist ein Format für dein Leitbild:
- dein Zweck im Leben (falls du ihn schon entwickelt hast)
- deine Leidenschaft (wofür brennst du gerade am meisten)
- welche Fähigkeiten du in den nächsten 10 Jahren meistern willst (welche Fähigkeiten bringen dich am schnellsten an deine Ziele)
- deine sieben bis zehn wichtigsten Werte (die du dir bewusst gemacht hast)
- deine fünf wichtigsten Eigenschaften (Bsp: verantwortlich, integer, umsetzungsstark, entschlossen, fokussiert … – diese können sich auch mit deinen Werten decken)
- deine fünf wichtigsten Stärken (Bsp: Kreativ, Analytisch, Neugierig, Gewissenhaft, Kommunikativ … – auch hier können sich deine Werte widerspiegeln)
- deine Zonen der Genialität (die Zeitpunkte am Tag, wo du deine Stärken am besten nutzen kannst)
- deine wichtigsten Ziele für dieses Jahr (aufgeteilt aufs Jahr, Quartal und Monat)
Erstelle dein persönliches Leitbild und lese es dir jeden Morgen fünf Minuten lang durch.
Keine Ausnahmen.
Du musst es dir zur Gewohnheit machen, es zu lesen, um dir täglich die wichtigsten Dinge in deinem Leben bewusst zu machen.
Es hilft dir dabei, Prinzipien orientiert zu handeln.
So entscheidest du darüber, wer du sein willst und was dir im Leben wichtig ist, anstatt nur die Dinge zu tun, von denen du denkst, dass andere sie von dir erwarten.
Du wirst sein und tun, wer du bist und was du möchtest.
Und du musst nicht mehr darauf warten, dafür allein zu sein.
Weil du aufgehört hast, es allen recht zu machen.